imug Institut – 30 Jahre Forschung für Nachhaltigkeit

Interview mit Dr. Ingo Schoenheit über die Auflösung des imug Instituts Ende 2022


Gründung des imug Instituts 1992

Prof. Dr. Peter Hansen, Fritz Hahne (Gründer von Wilkhahn), Prof. Dr. Dr. h.c. Ursula Hansen, Ilse Klingner (Geschäftsführerin der VZ-Niedersachsen), Prof. Dr. Gerd Emmerich (Deloitte), Dr. Günther Rosenberger (Vorstand Verbraucherinstitut), sitzend: Dr. Ingo Schoenheit, (Geschäftsführender Vorstand des imug Instituts)

 

Pressefoto DER SPIEGEL 1995.
Der erste Unternehmenstester wird veröffentlicht. Dr. Ingo Schoenheit, Axel Wilhelm, Volkmar Lübke, Wiebke Winter, Prof. Dr. Dr. h.c. Ursula Hansen

 

imug Mitarbeitende 2019
... beteiligen sich an der Scientists for Future - Demonstration

 

Auflösung des imug Instituts 2022
Dr. Dr. h.c. Ursula Hansen, Ulrike Niedergesäß, Burkhard Remmers (Wilkhahn), Dr. Ingo Schoenheit, Hans-Joachim Ziegenbein, Dr. Günther Rosenberger

Warum wurde das imug Institut 1992 gegründet?

Die Gründung unseres Institut hängt unmittelbar mit der Rio-Konferenz von 1992 zusammen. Ökologie, Soziales und  Ökonomie müssen in einer Balance gebracht und dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden, hieß es in Rio. Und genauso lautete unser Credo und ja auch der Name des Institut.  Institut für Markt-Umwelt-Gesellschaft, kurz imug.

 

Welche Rolle spielte die Gundlach Stiftung bei der Gründung des imug Instituts?

Ohne die private Initiative der Stifter*innen, insbesondere von Professor Dr. Ursula Hansen, wäre das imug Institut schlicht und ergreifend nicht gegründet worden. Die von Frau Hansen und auch von mir entwickelte Idee, soziale und ökologische Verantwortung ins Zentrum der wissenschaftlichen Forschung zu rücken, war damals einfach noch nicht salonfähig und passte nicht in die damaligen Strukturen. Es brauchte eine zuverlässige, langfristige Finanzierungsbasis und erhielt sie durch die Gundlach Stiftung. Wichtig war zudem die immaterielle Unterstützung durch die wissenschaftliche Kooperation mit dem Lehrstuhl Marketing und Konsum von Frau Hansen an der Leibniz Universität Hannover.

 

Das imug hat ja auch ganz praktische Dinge initiiert.

Das ist die andere Seite. Wir wollten wissenschaftliche Forschung zusammen mit Praxispartnern realisieren. Nicht nur mit finanzstarken Wirtschaftsverbänden, sondern auch mit NGO´s, mit kritischen Verbraucher- und Umweltverbänden. Im Idealfall wollten wir immer möglichst viele Praxispartner mit ins Boot zu holen, um neue Regeln, neue Strukturen für ein verantwortliches Wirtschaften zu initiieren. Zum Beispiel haben wir  bereits 2001 mit ausgewählten Unternehmen die ersten Nachhaltigkeitsberichte in Deutschland erarbeitet und anschließend einen Leitfaden, also ein How-to-do-Tool veröffentlicht. So stellten wir uns unsere Arbeit vor.

 

Und heute? Was ist aus diesem Ansatz geworden?

20 Jahre später ist es eine Selbstverständlichkeit geworden, dass Unternehmen anhand bestimmter Kriterien über die sozialen und ökologischen Auswirkungen ihres Tuns berichten. Größere Unternehmen müssen sogar berichten. Es gibt inzwischen eine gesetzliche Pflicht zur „Nachhaltigkeitsberichterstattung“. Ein wirklich großer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit.

 

Alles nur, weil das imug damit angefangen hat?

Nein, so verträumt sind wir nicht. Aber richtig ist auch, dass wir durch unsere Forschungen an drei vier Stellen - und das Thema Nachhaltigkeitsberichterstattung ist nur ein Thema - einen wichtigen Impuls gesetzt haben. Das lag eben auch daran, dass wir nicht nur am Schreibtisch geforscht, sondern dass wir uns mit vielen auch kritischen gesellschaftlichen Gruppen und einigen unerschrockenen Unternehmen häufig an einen Tisch gesetzt haben.

 

Und warum ist das Institut im Dezember 2022 aufgelöst worden?

Es ist ja offensichtlich, dass das grundlegende Anliegen, das wir mit der imug Institutsgründung verfolgt haben, sich inzwischen gut etabliert hat. Heute gibt es auch bedingt durch eine Reihe gesetzgeberischer Initiativen eine regelrechte Marktnachfrage, die das Thema Nachhaltigkeit weiter voranbringt. Ich deute – rückwärtsblickend - die Arbeiten des imug Instituts als eine Art „Impulsgeber“. Wichtige Arbeiten, die wir in den ersten 20 Jahren des Instituts auf die Beine gestellt haben, werden heute von der imug rating GmbH oder der imug Beratungsgesellschaft fortgeführt und auch weiterentwickelt. Beide Firmen, die sich aus dem imug Institut heraus gebildet haben, setzen heute „am Markt“ und ohne jede private Fremdfinanzierung die Arbeiten des imug Instituts fort. Auch diese Entwicklung kann man als „nachhaltigkeitsverdächtig“ beschreiben.


Dr. Ingo Schoenheit

Geschäftsführender Gesellschafter

... hat 1995 die imug Beratungsgesellschaft gegründet. Die imug GmbH ist ein Spin Off des Instituts für Markt-Umwelt-Gesellschaft an der Leibniz Universität Hannover, das von 1992 bis 2022 von ihm geleitet wurde. Herr Schoenheit berät Unternehmen, aber auch Verbände und Institutionen in Marketing- und Strategiefragen. Insbesondere die Zielsetzung einer konsequenten Stakeholderorientierung und die Ausgestaltung einer nachhaltigen Unternehmenspolitik stehen im Zentrum vieler Beratungs- und Forschungsprojekte.