Blog - Marktforschung für den grünen Finanzmarkt

Klimaschutz in der Region

Eine Marktforschungsstudie für die Sparkasse Hannover


Oktober 2021

Wie klimabewusst lebt die Region Hannover?

In der Wirtschaft ist das Thema nachhaltige Finanzen (Sustainable Finance) schon fester Bestandteil. Die Frage, wie eine nachhaltige Finanzwirtschaft die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft vorantreiben kann, beschäftigt viele Unternehmen. Im Vorjahresvergleich ist das Volumen Nachhaltiger Geldanlagen um 25 Prozent gewachsen (Marktbericht Forum Nachhaltige Geldanlagen, 2021). Doch was können Privat-Kundinnen und -Kunden einer Bank konkret tun, wenn das eigene Geld ethisch oder nachhaltig angelegt werden soll? Inwieweit kann hierdurch ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden? Werden bei den Menschen in der Region bereits Aspekte des Klimaschutzes bei der eigenen Geldanlage berücksichtigt? Und wenn ja, welche Aspekte sind dabei wichtig?

Diesen und weiteren Fragen sind wir in einer Studie zum Thema Klimaschutz in der Region für die Sparkasse Hannover nachgegangen. Ziel war es, herauszufinden, wie klimabewusst die Menschen in der Region Hannover leben, wie sie Klimaschutz in den eigenen Alltag integrieren und inwiefern Klimaschutz bei den eigenen Finanzen berücksichtigt wird.

 

Dazu wurde ein aktuelles Stimmungsbild der Region Hannover mit Fokus auf Einstellungen der Bürgerinnen und Bürger zum Klimaschutz in der Region und zum diesbezüglichen Beitrag der Sparkasse Hannover vor Ort erhoben.

Mithilfe einer repräsentativen Umfrage unter 1.325 Bürgerinnen und Bürgern der Region Hannover wurden von August bis September 2020 u.a. folgende zentrale Fragestellungen untersucht:

  • Bedeutung von Klimaschutz:
    Wie wichtig ist Klimaschutz in der Region Hannover?
  • Klimaschutz in der Region:
    Was bewegt und interessiert die Bürgerinnen und Bürger an Klima- und Umweltthemen in der Region?
  • Klimaschutz im Alltag:
    Was tun die Bürgerinnen und Bürger bereits im Alltag, um klimabewusster zu leben? Hierzu wurden im Speziellen die Handlungsfelder Mobilität, Finanzen sowie Ernährung und Konsum untersucht.

 

Methodik: Mixed-Method-Design

Um ein aktuelles und repräsentatives Stimmungsbild der Bürgerinnen und Bürger zum Thema Klimaschutz in der Region zu erhalten, wurde die Studie in einem Mixed-Method-Design mit verschiedenen Forschungsmodulen durchgeführt. Zunächst dienten Gruppendis-kussionen in den Altersklassen 14 bis 20 Jahre sowie 21 bis 69 Jahre dazu, typische Wahrnehmungen der Bürgerinnen und Bürger zum Klimaschutz allgemein und in der Region zu erarbeiten. Als Instrumente der qualitativen Sozialforschung sind interaktive Gruppendiskussionen besonders gut geeignet, alltägliche Einschätzungen der Teilnehmenden zum Klimaschutz in der Region deutlich zu machen. Aufgrund der Kontakteinschränkungen durch Corona wurden die Gruppendiskussionen online-basiert in Form von Live-Chats durchgeführt. Die Gespräche der Bürgerinnen und Bürger fanden im August 2020 an vier Terminen mit jeweils zehn Teilnehmenden statt. So tauschten sich insgesamt 40 Bürgerinnen und Bürger aus Stadt und Umland über die Themen Klimaschutz im Allgemeinen und Klimaschutz in der Region aus. Die Gesprächsrunden wurden dabei von uns begleitet und moderiert.

Die in diesem ersten Schritt gewonnenen Erkenntnisse wurden aufbereitet und als Grundlage für die Konzeption der anschließenden Repräsentativbefragung genutzt. Inhaltlich wurden dabei die Themenschwerpunkte aufgegriffen, die in den Gesprächsrunden der Bürgerinnen und Bürger den größten Stellenwert eingenommen hatten – insbesondere die Themen Finanzen, Mobilität und verschiedene Ansätze zur gezielten Verbesserung des Klimaschutzes in der Region. Anhand der quantitativen Befragung wurde untersucht, inwieweit diese Ein-schätzungen repräsentativ für Stadt und Umland sind, und wie das Stimmungsbild der Bürgerinnen und Bürger hier insgesamt aussieht. Zu diesem Zweck wurden im August und September insgesamt 1.325 Personen mit aktuellem Wohnsitz in Stadt und Region online befragt (durchschnittliche Interviewlänge ca. 10 Minuten). Bei der Zusammensetzung dieser Stichprobe wurde sichergestellt, dass die Verteilung demografischer Indikatoren wie Alter und Geschlecht exakt der Zusammensetzung der Bürgerinnen und Bürger in Stadt und Umland entspricht (gemäß aktuellen Daten des Mikrozensus). Weiterhin wurde zur Sicherstellung der Repräsentativität auf weitere Merkmale wie Bildungsstand, Haushaltsgröße, Einkommen und Migrationshintergrund geachtet.

Parallel zur repräsentativen Befragung in Stadt und Umland wurde eine Kurzumfrage unter Kundinnen und Kunden der Sparkasse Hannover durchgeführt. Auch hier baute das Befragungsdesign auf den Ergebnissen der Gruppendiskussionen auf, wobei der inhaltliche Schwerpunkt auf den Themen Finanzen und Klimaschutz in der Region lag. Die Umfrage wurde auf der Homepage, in der App sowie in der Internetfiliale der Sparkasse Hannover geschaltet (durchschnittliche Interviewlänge ca. 3 Minuten). Insgesamt nahmen 997 Kundinnen und Kunden der Sparkasse Hannover an der Umfrage teil.

Abgerundet wurde das Mixed-Method-Forschungsdesign durch zusätzliche Straßenumfragen in den Fußgängerzonen von Hannover (Stadt) und Wunstorf (Umland Hannover), die in Videos festgehalten wurden: Diese Vox Pops dienten der weiteren Visualisierung aussagekräftiger O-Töne und ergänzen somit die repräsentativen Aussagen zum Klimaschutz in der Region anhand typischer Einschätzungen der Bürgerinnen und Bürger vor Ort. Die Vox Pops wurden mit insgesamt 38 Teilnehmenden durchgeführt.

 

Ergebnis: Klimaschutz ist im Alltag angekommen. Verbindung von Klimaschutz und den eigenen Finanzen noch weitgehend unbekannt.

Die Kernergebnisse zeigen, dass Klimaschutz im Alltag der Bürgerinnen und Bürger der Region Hannover angekommen ist und für zwei Drittel der Befragten einen höheren Stellenwert als noch vor drei Jahren hat.

Dabei zeigen sich nur geringfügige Unterschiede zwischen den Altersgruppen. In allen Altersgruppen zwischen 14 und 69 Jahren spielt das Thema Klimaschutz eine ähnlich wichtige Rolle. Der Erhalt von Ressourcen für nachfolgende Generationen steht dabei im Fokus. Vor allem die Handlungsfelder Mobilität, Ernährung und Müllvermeidung bzw. Mülltrennung (Zero Waste) sind für die Menschen in der Region Hannover im Alltag wichtig. Gleichwohl sind 78 Prozent der Meinung, dass sie noch klimabewusster leben können.

Hindernisse für mehr Nachhaltigkeit im Alltag sind vor allem Komfort und fehlende finanzielle Mittel, aber auch der Mangel an Informationen auf Seiten der Bürgerinnen und Bürger.

Im Bereich Finanzen sind die Einflussmöglichkeiten der eigenen Geldanlage auf den Umwelt- und Klimaschutz jedoch weitgehend unbekannt. Es gibt eine Lücke zwischen dem Interesse der Befragten und dem eigenen Verhalten (Attitude-Action-Gap). Da das Interesse der Bürgerinnen und Bürger an der Verknüpfung von Klimaschutz und Banken groß ist, besteht ein großes Potenzial für Banken, über nachhaltige Produkte ins Gespräch zu kommen. Als Barrieren für die Wahl nachhaltiger Finanzprodukte werden auch hier in erster Linie fehlende Informationen und der wahrgenommene Zielkonflikt von Nachhaltigkeit und Renditeziel gesehen.

 

 



Letzte Änderung: 25.10.2021